Escape, Transsib Reise
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Transsib Teil 10 – Ulan-Ude, Hauptstadt Burjatiens

Ulan-Ude ist wohl die exotischste Stadt auf der transsibirischen Reisestrecke. Ein Viertel der Bevölkerung sind Burjatinnen und Burjaten, ein Volk, dass mit den Mongolinnen und Mongolen verwandt ist. Auch Ewenk*innen, die indigene Bevölkerung der Region, leben hier. Insgesamt wirkt die Bevölkerung wunderbar selbstverständlich durchmischt, es gibt keine ethnische Trennung zwischen russischer und burjatischer Bevölkerung. Außerdem bietet die rund 430 000 Einwohner*innen-reiche Stadt interessante Architektur und ein paar wunderbar skurrile Sehenswürdigkeiten und Aktivitäten. Die besten Vorraussetzungen für einen spannenden Citytrip also.

Nachdem wir unsere Unterkunft, das Sport Hostel Ulan-Ude, nach einer ratlosen Suche gefunden und die sehr sympathischen Vermieterinnen kennengelernt haben, machen wir uns zu Fuß auf in die Innenstadt, schließlich haben wir nur 1,5 Tage hier.

Vier Tipps für einen gemütlichen Besuch

Unser Transsib Handbuch empfiehlt gleich drei Ausflugsziele, die alle bestimmt ziemlich interessant sind. Doch leider sind wir zu erschöpft und von der Hitze überwältigt. Daher lassen wir das empfohlene Ethnographische Freilichtmuseum, den neuen buddhistischen Gebetstempel (Dazan) oder das 1949 errichtete Lamakloster Ivolginsk leider aus. 

Für fleißige Touris gibt es also viel zu sehen. Aber auch für all jene, bei denen die ersten Ermüdungserscheinungen zu diesem Zeitpunkt der Reise auftreten, habe ich vier Tipps für Aktivitäten, die den Besuch von Ulan-Ude auf jeden Fall zu etwas Besonderen machen.  

1. Sushi essen

Keine Ahnung warum,  aber in der Stadt kann man großartig und zu fairen Preisen Sushi essen und bisher unbekannte Kreationen („Hot Sushi“) entdecken. Dabei könnte das Meer kaum weiter entfernt sein als von Ulan-Ude. Sei’s drum, check it out!

Sushi-Bar in Ulan-Ude

2. Lenins monumentalen Kopf bestaunen

Lenin- Darstellungen gibt es in Russland in allen erdenklichen Formen und Größen, angefangen von der kleinsten Matrioshka-Figur in einer mit Putin bemalten Matrioshka über Graffiti bis hin zu dem fast 8 Meter hohen und 42 Tonnen schweren Lenin-Kopf in der Hauptstadt Burjatiens. Sie ist laut Wikipedia „die größte Porträtbüste der Welt“.

Das Denkmal war ursprünglich Teil des sowjetischen Pavillons bei  der Weltausstellung 1971 in Kanada. Da es danach niemand haben geschweige denn kaufen wollte, landete es irgendwann in Transbaikalien und steht nun auf dem Sovetskaja Platz im Zentrum Ulan-Udes. Wer konnte damals ahnen, dass der Riesenschädel einmal so ein beliebter touristischer Anzugspunkt und sogar mehrmals täglich als Hintergrund für Hochzeitsfotos dienen würde. Langsam bekomme ich Mitleid mit Lenin.

Lenin Denkmal

3. Durch die autofreie Innenstadt flanieren

Von der Burjatischen Nationaloper aus führt eine lange Flaniermeile bis zur Kathedrale der Gottesmutter Hodigitreja. Eine schöne orthodoxe Barockkirche mit strahlend weißer Fassade und blitzblauen Dächern und goldenen Zwiebeltürmchen. Wie so viele Kirchen wurde sie während der Sowjetzeit als Lager genutzt und ist innen vollkommen unspektakulär, da alle Wände weiß sind und die Heiligenbilder erst aufgehängt werden müssen. Erst seit 2003 wird die 1745 erbaute Kirche allmählich wieder ihrer ursprünglichen Bestimmung zugeführt.  

Die Fußgängerzone, genannt Arbat, ist voller Souvenirstände und Musikanten sowie von teilweise historischen Gebäuden flankiert. Ein Spaziergang eignet sich ideal, um Leute zu beobachten, recht viel spektakulärer wird es allerdings nicht. Zwischendurch kehren wir in einen hübschen, kleinen Laden ein, der auch Kaffee anbietet. Wir vermuten, es ist das einzige Café in Ulan-Ude, dass dem üblichen Hipster-Einheitsbrei am ähnlichsten kommt, aber wir haben halt ein Händchen für diese Dinge. Unser Espresso wird uns in Julius Meinl Wienerkaffeehaus Tassen serviert. Ein Stückchen Heimat 6.304,68 km Luftlinie entfernt.

Biegt man etwas von der Fußgängerzone ab, kann man traditionelle Holzhäuser bewundern und die alten Handelsreihen aus dem 19. Jahrhundert, als hier reiche Kaufmänner zweimal jährlich große Handelsmessen veranstalteten. Heute befindet sich darin ein Kaufhaus und davor ein Obelisk, der in den 1920er Jahren zu Ehren der Revolutionsopfer errichtet wurde.

Am Abend spazieren wir über den Platz vor der Oper wo sich verliebte Pärchen, Jugendliche, Alte und Familien mit Kindern auf Rollerskates tummeln. Der Springbrunnen im Zentrum spielt im Takt zu klassischer Musik und Opernarien eine hypnotisierende Licht- und Wassershow. Da wir aber hungrig sind, kehren wir nach einer Weile in das empfehlenswerte Pub Churchill (Уинстон Черчилль) ein.

4. Im Triniti-Funpark optischen Täuschungen erliegen

Vorbei an einem Rudel streunender Hunde und dubiosen Buden, über lädierte Gehwege und einem weiten Parkplatz, kommen wir zu einem Einkaufszentrum (пионер), das neben westlichen Kleidermarken und einem Kino vor allem eine Vielzahl an Spielhallen beherbergt. Wir wollen jedoch in den Indoor-Freizeitpark für Erwachsene und Kinder von dem Stefan gelesen hat.

Für 5,50 Euro pro Person tauchen wir ein in eine Welt voller optischer Täuschungen, alter sowjetischer Spiele, physikalischer Experimente und zahlreicher Möglichkeiten auf Fotos zu posen. Aufgekratzt wie Kinder auf Zucker probieren wir alles aus, ohne Schamgrenze – so lange bis uns die freundlichen Mitarbeiter rauswerfen. Absolute Empfehlung für Fans von inszenierten Fotos, skurrilen Erfindungen und Geschicklichkeitsspielen.

Adresse: Korabel’naya Ulitsa, 41, Ulan-Ude, Buryatiya Republits, Russland, 670000

Nach zwei Nächten in Ulan-Ude ist es wieder so weit und wir treten unsere letzte Fahrt mit dem Zug an. Dafür diesmal für 62 Stunden am Stück in der 3. Klasse (davon nächstes Mal mehr).

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