Willkommen auf Happy Average!
Als ich diesen Blog 2014 startete, habe ich ein Plädoyer über die Generation Y geschrieben. Über all die Selbstzweifel und Widersprüche, die mich damals beschäftigt haben und von denen ich glaubte, damit nicht die Einzige zu sein. Ich wollte mich und andere dazu aufmuntern, weniger selbstkritisch zu sein und den Perfektionszwang abzulegen. Ich wollte herausfinden, wie man „besser“ leben kann, ohne dass dieser Anspruch erneut in Stress ausartet.
Ich wollte über die alltäglichen Unsicherheiten und Ängste schreiben und der Frage nachgehen, wie der Mensch in einer egozentrischen und leistungsorientierten Gesellschaft, der Verzweiflung an sich selbst entgehen kann, ohne ein selbstverliebtes, rücksichtsloses Arschloch zu werden.
Neuanfang
Nach einer langen Pause, in der dieser Blog keinen anderen Zweck erfüllte, als mir ein schlechtes Gewissen zu machen, las ich den Text im Herbst 2018 wieder und ich fragte mich, ob ich dort weitermachen kann, wo ich aufgehört habe.
2014 schrieb ich: „Dieser Blog ist für alle, die sich nicht verorten können, die nicht mehr mithalten können, die Orientierung verloren haben, auf der Suche sind, es allen Recht machen wollten und jetzt anstehen.“
Dieser Satz kommt mir heute anmaßend vor. Vor allem angesichts meines Versagens, den Blog aufrecht zu erhalten.
Versagen
Ich war nicht stolz genug auf mich, um zu mir zu stehen, als es notwendig gewesen wäre. Ich besaß nicht den notwendigen Mut, um über das zu schreiben, was sich aufgedrängt hätte. Ich konnte nicht riskieren, meine Durchschnittlichkeit, meine Gewöhnlichkeit zu exponieren, deshalb habe ich lieber nichts gemacht. FAIL auf allen Ebenen. Aber macht nichts. Ich lerne.
Ich habe mir auch viele Gedanken über das Thema Selbstdarstellung gemacht. Einerseits schätze ich Menschen sehr, die ihre persönlichen Kämpfe und Wege mit anderen teilen und weiß, welchen Mut das erfordert. Andererseits ist mir Selbstvermarktung suspekt, auch wenn ich sie nachvollziehen kann. Besser sich selbst vermarkten und die eigene Chefin, der eigene Chef sein, als für jemand anderen arbeiten? Aber der Grat zwischen mutig und peinlich ist schmal.
Wie geht es also weiter mit happyaverage.com?
Ich befinde mich heute – vier Jahre später und einige gute und schlechte Erfahrungen reicher – wieder in dieser Situation der Orientierungslosigkeit. Meine Angst davor, schlecht bewertet und beurteilt zu werden ist noch größer geworden. Die Sorge, was andere denken, ist ebenso lästig vorhanden, wie der Wunsch sich auszudrücken. Eine ungünstige Kombination, mit der ich wohl leben muss.
Ich schrieb 2014: „Happy average wirbt für Mut zur Selbstliebe und Akzeptanz. Für Wertschätzung, für Versuch und Scheitern. Happy average sagt, dass es ok ist müßig zu gehen, Wissenslücken zu haben und Dinge zu verpassen.“
Ich denke heute, es kann nie zu viel für Wertschätzung sich selbst und anderen gegenüber geworben werden. Gegen jede Form von erzwungener Normierung und Druck muss sich aufgelehnt werden. Die reine Perfektion darf niemals siegen. Und Optimierung ist noch immer das bescheuertste Credo, dem sich ein Individuum unterwerfen kann.
Alles weitere…mal sehen.