Escape, Transsib Reise
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Transsib Teil 7 – Das Dorf der Kühe am Baikal See

Nach drei Tagen im Zug kommen wir am Nachmittag in Ulan-Ude an. Dort wartet schon Denis auf uns, um uns zu unserem nächsten Aufenthalt zu bringen. Die Hauptstadt der russischen Teilrepublik Burjatien werden wir erst vor unserer Weiterfahrt besichtigen. Wir wollen die nächsten fünf Tage in Sukhaya (Cухая), einem kleinen Dorf im Osten des Baikal Sees, verbringen. Dafür müssen wir allerdings noch zweieinhalb Stunden mit dem Auto fahren. Von russischen Schlager- und Technohits beschallt, düsen wir durch die burjatischen Gebirge und Landstraßen.

Abseits von Allem

Warum die Wahl auf Sukhaya gefallen ist, war teils dem Zufall, teils unserer begrenzten Reisezeit geschuldet. Wir wollten nicht dorthin, wo alle anderen hinfahren und auch nicht zu weit weg von Ulan-Ude, das wir ja auch noch besichtigen wollen. Ersteres ist uns jedenfalls gelungen, Sukhaya könnte nicht weniger touristisch sein. Die Entfernung zu Ulan-Ude erscheint jedoch groß. Wobei, was sind schon zweieinhalb Stunden, nachdem wir schon seit drei Tagen durchgehend fahren? Aber ein Auto ist halt nicht annähernd so gemütlich wie der Zug. 

Denis spricht wenig, lächelt freundlich und macht gerne bei einem Supermarkt halt, wo wir uns mit dem Wichtigsten eindecken – wer weiß, wie abgelegen wir am Baikal See wirklich  sind? Es stellt sich heraus: sehr. Aber kleine Lebensmittelläden, die sogar Gösser Bier führen, gibt es auch dort.

Das Park Hotel – Unpassender Name, schwere Empfehlung

Ziemlich erschöpft kommen wir im Park Hotel an, dass auf einem bewaldeten Hügel liegt. Es gibt hier weder einen Park, noch ist die Unterkunft ein Hotel, sondern ein sehr familiäre Vollpension. Es gibt eine Saunahütte, einen kleinen Volleyball-Platz, eine Grillstelle, einen Spielplatz und eine äußerst gemütliche Hollywoodschaukel (auf das wippende Zuggefühl wollen wir jetzt nicht mehr verzichten). Die Gastwirtin, Elena, spricht kein Englisch und ist sichtlich nervös wegen uns ausländischen Gästen, aber eine quirlige Moskauerin namens Oxana nimmt uns gleich unter ihre Fittiche.

Sie erklärt uns, wann es Frühstück gibt und dass wir Bescheid sagen sollen, wenn wir auch zu Mittag und Abend im Park Hotel essen wollen, das es gegen sehr günsitgen Aufpreis gibt. Nachdem wir das Abendessen gekostet haben, wissen wir, dass wir von diesem Service auf jeden Fall so oft es geht Gebrauch machen wollen: traditioneller und authentischer könnten wir nirgends sonst Russisch essen. Auch die äußerst sympathische Frühstückszeit – 10 Uhr(!) – ist uns willkommen.

Russische Hausmannskost

Jede Mahlzeit besteht aus einer Suppe, mit Weißbrot als Beilage, eingelegtem Fisch und einem recht deftigen Fleischgericht sowie einer kleinen Schüssel Salat mit Mayonnaise-Dressing. Schwarztee können wir uns so viel nehmen wie wir wollen. Natürlich bekommen wir auch Omul, den endemischen Baikalfisch. Nachdem wir einmal nicht pünktlich zur – ohnehin schon sehr kulanten – Beginnzeit des Frühstück kommen, rügt uns die stets genervt dreinblickende Köchin pantomimisch. Von da an sind wir meistens die ersten im Frühstücksraum.

Oxana, die mit ihrer Mutter hier urlaubt, begleitet uns auf einen Spaziergang entlang des Baikal Sees, der nur 10 Minuten zu Fuß vom Park Hotel entfernt ist. Sie empfiehlt uns Stellen, wo es am besten zu Schwimmen ist und meint, wir sollten unbedingt einen Ausflug zum Weißen Felsen machen. Dort würde uns ein sehr schwieriger Steilhang erwarten, aber es würde sich lohnen. Wir machen also mit dem einheimischen Tourguide Georgi drei Touren für die nächsten Tage aus. Für den ersten Tag haben wir aber chillen, spazieren und saunieren geplant.

Kühe am Strand

Am nächsten Tag spazieren wir durch das Dorf. Die Häuser sehen aus wie kleine Hexenhäuschen in allen Farben mit aufwändigen Holzschnitzereien an den Fenstern. Jedes Haus scheint zumindest eine eigene Kuh zu haben. Kühe und Hunde haben hier völlige Bewegungs- und Narrenfreiheit. Sie sind überall, am Strand, auf der Straße, auf den Gehwegen. Nur die Kälber und die Wiesen, die nicht gefressen werden sollen, sind eingezäunt.

Der Baikal See ist kalt, das Wetter frisch, aber sonnig. Wir sitzen am weißen Sandstrand. Ein paar Meter weiter sonnen sich blonde Kühe. Als es abends Zeit zum Melken wird, laufen die Kühe selbstständig zu ihren Häusern zurück und kündigen das mit lautem Gemuhe an. Auf den Gehwegen müssen wir den riesigen Kuhfladen ausweichen, da fällt einem dann ein Hundstrümmerl gar nicht mehr auf.

Die idyllische Gegend, die wie ein russisches Bullerbü anmutet, eignet sich vor allem zum Flanieren und zum Müßiggang. Wir haben den idealen Ort zum Runterkommen gefunden.

(Nächster Beitrag: Bei den Schamanen)

 

 

 

 

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