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Lago Atitlán in Guatemala

Die Zeit verfliegt, jetzt verlasse ich schon bald Nicaragua und ich hab noch nicht einmal fertig erzählt, wie schön Guatemala eigentlich war: sehr schön nämlich.
Nachdem unsere wundervollen Gastgeber Johnathan und Eugenia, Laurin und mir Antigua und Guatemala City gezeigt haben, sind wir gemeinsam mit Julian, einem Freund der beiden, für zweieinhalb Tage an den See Atitlán gefahren.
Er soll einer der schönsten Seen der Welt sein. Sehr hübsch ist er auf jeden fall mit seinen drei vorbildlich spitzen Vulkanen am anderen Ufer. Viel beeindruckender fand ich jedoch die hohe Dichte der indigenen Menschen, die zu einem der vielen Maya-Völker gehören.
Ich konnte mich gar nicht satt sehen an ihrer wunderschönen traditionellen Kleidung, die mit soviel Details und mühsamer Handarbeit gefertigt ist. Die Männer tragen Cowboyhüte und Röcke über Hosen, die Frauen tragen Huipiles (ein Viereck mit Kopfloch) die mit einem bestickten Gürtel zusammengehalten werden und lange Röcke. Jedes Dorf hat seine eigenen Farben und Muster. Am liebsten hätte ich von jeder und jedem Einzelnen ein Foto gemacht.
Die Mayas machen ungefähr (je nach Quelle) 40 % der Guatemaltekischen Bevölkerung aus, damit hat Guatemala den größten Anteil an Indiginas in Mittelamerika. Obwohl sie lange Zeit von der Regierung unterdrückt und diskriminiert wurden, konnten viele ihre Sprache und ihre traditionellen Rituale und Bräuche erhalten (Um die Vielfalt der indigenen Sprachen aufzuzeigen, hier ein paar Namen: Quiché, Mam, Cakchiquel, Kekchi, Kanjobal, Chuj, Jacalteco, Ixil, Achi, Pocomchi, Pocomam, und Tzutuhil).

Sie tragen ihre traditionelle Kleidung mit stolz, aber all die indigene Schönheit sollte TouristInnen nicht von dem Fakt ablenken, dass die Mayas noch immer die größte ärmste Bevölkerungsschicht in Guatemala darstellen. Es passt irgendwie nicht ganz hier her, aber dieser lesenswerte Artikel im Vice Magazin hat mir so gut gefallen, weil er sehr gut das Problem der armen Menschen – nicht nur in Guatemala – darstellt. Besser als ich es mit meinem begrenzten Wissen könnte:

http://www.vice.com/read/guatemalan-farmers-are-too-poor-to-protest

Viele Indiginas kommen aus ihren umliegenden Dörfern in den quirligen Touristenort, in der Hoffnung gute Geschäfte zu machen. Offensichtlich ist Panajachel aber nicht nur ihre Arbeitsstätte, in der sie ihre wunderschönen Waren verkaufen, sondern auch eine Art Urlaubsort – zumindest an diesem festlichen Semana Santa Wochenende. Wir sahen sie beim flanieren, picknicken und sich über die Gratisangebote verschiedener Werbeaktionen von Biermarken erfreuen.
Schwimmen können zwar nur die Wenigsten und Frauen gehen sowieso nicht ins Wasser, aber die Kinder und einige Männer kühlen sich im See ab, während die Mehrheit der Leute am Ufer sitzt und zusieht.
Eugenia und ich konnten der Versuchung zu Schwimmen nicht widerstehen und erregten damit natürlich einiges an Aufmerksamkeit, aber ich denke es ist nur fair, da wir ja auch heimlich Indiginas fotografiert haben.

Gigantisch groß in Guatemala
Am Abend sind wir zu einer gratis Konzertveranstaltung gegangen, welche die brasilianische Biermarke Brahva organisiert hat. Die Vorband war ok, Marke Teenieband.
Als Pausenfüllung trat dann irgendein Typ, der nicht unbekannt zu sein scheint, mit vier „Brahva Girls“ auf die Bühne. Während die Mädchen sexy in knappen Outfits die Hüften schwingen, ruft der Typ Männer aus dem Publikum zu einem Tanzwettbewerb auf die Bühne. Über die mutigen Kandidaten wird knallhart abgestimmt. Mit „afuera, afuera“ werden jene Burschen, deren Moves nicht überzeugen von der Bühne gejagt.

Dann kommt der Hauptakt, eine bekannte Guatemaltekische Alternative Rock Band: Malacates Tresbol Shop. Nicht schlecht!
Das tollste jedoch war auf jeden Fall, dass ich über die Mehrheit des Publikums hinweg sehen konnte. Diese Erfahrung „groß“ zu sein, war mit meinen 1,59m wirklich sehr eigenartig. Ich bin es nicht gewohnt auf erwachsene Menschen hinunter zu schauen, da fühl‘ ich mich gleich ganz unwohl, aber bei Konzerten ist es einfach ganz großartig. In Guatemala wirken Menschen, die bei uns schon groß sind, geradezu gigantisch. Als wir durch Panajachel spaziert sind und ich mich etwas zu lange an einem Standl vertrödelt hatte, war es nie schwer, die Gruppe wiederzufinden, da Laurin mit seinen 1,80m wie ein Turm aus der Menge herausgestochen ist.

Nach dem Konzert nutzen wir den Jacuzzi unseres sehr idyllischen Hostels aus und trinken den Guatemaltekischen Rum, der dem nicaraguanischen Flor de Caña in nichts nachsteht.

Recto, Recto, immer der Nase nach
Unsere Rückfahrt wurde dann auch noch recht abenteuerlich. Im Glauben eine Abkürzung zu nehmen, haben wir uns völlig verfahren und sind durch eine schöne Berglandschaft gegurkt. Auf einsamen Bergstraßen zu fahren, ohne genau zu wissen, ob man richtig liegt ist nicht gerade ungefährlich in Guatemala. Auf unsere Frage wo es denn nach Guatemala City geht, haben uns die Einheimischen immer gerade aus geschickt „recto, recto“, also sind wir gefahren und gefahren, bis irgendwann die Straße aus war.
Der Fluss hat sie wohl vor einiger Zeit einfach weggespült. Zwar war die Strömung des Flusses nun relativ klein, aber da wir mit einem Stadtauto und nicht mit einem 4WD unterwegs waren, mussten wir erstmal erkunden wie tief er wirklich ist. Keiner von uns wollte hier im Outback von Guatemala die Nacht verbringen.
Im Endeffekt ist Julians Volvo ohne Große Probleme durchgefahren, während wir das Wasser zu Fuß überquert haben, dennoch ist es dann noch ziemlich spät geworden bis wir endlich wieder auf der Hauptstraße Richtung Stadt waren. Dort sind wir dann auch noch mitten im Heimreisestau gelandet. Zum Glück haben wir uns die Zeit mit Ratespielen und viel Lachen vertrieben.
Schon alle sehr hungrig und weil es sowieso schon dunkel war, sind wir dann noch in ein kleines Dorf abgezweigt um leckere Porpusas (Maisgebäck mit Käsefüllung) zu essen und Atol (Maisgetränk) zu trinken. Irgendwann waren wir dann endlich daheim. Gut is’ gangen, nix is gschehn, außer natürlich, dass wir tolle Erinnerungen an eine gute Zeit mit neuen Freunden gesammelt haben.

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